Test - Tom Clancy's Ghost Recon : Willkommen in Stupidistan
- Wii
Losgelöst von Tom Clancy's Ghost Recon: Future Soldier für PC und die HD-Konsolen erscheint auch eine Wii-Version der Reihe, jedoch ohne jegliche Namenszusätze. Nur eines von vielen Anzeichen, dass die Entwicklung auf Sparflamme lief.
Mit der einstigen Ghost-Recon-Serie, die zu der Speerspitze der Taktik-Shooter gehörte, hat die jüngste Wii-Version nur noch den Namen gemein. Allein die Handlung ist so banal, dass Tom Clancy wohl im Boden versänke, würde er je davon erfahren: Ultranationalisten haben Russland fest in ihrer Gewalt und sind auf dem Vormarsch Richtung Europa. Deshalb schicken die Alliierten das Team Bravo nach Norwegen, um sie aufzuhalten und Russland wieder zu befreien. Als die Truppe ankommt, geht aber völlig unerwartet nicht alles glatt. Dalton Hibbard und Joe Booth werden von der Gruppe getrennt und sind fortan auf sich allein gestellt.
Eine Fahrt mit der Einschienenbahn
In bester Rail-Shooter-Manier kämpft ihr euch anschließend den Weg frei. Der Spielablauf ist so einfach wie langweilig: Seid ihr in Deckung, rückt ein Schwung neuer Ultranationalisten vor. Dank unendlicher Munition ballert ihr ordentlich auf die minderbemittelten Pappkameraden los oder schaltet mehrere mit Handgranaten aus, deren Anzahl allerdings begrenzt ist. Auf Knopfdruck geht's dann weiter zur nächsten Deckung, die optisch hervorgehoben wird. Wer's eilig hat, kann das Nunchuk schütteln, um stilvoll zur nächsten Deckung zu rutschen. An manchen Stellen wird es abgefahren, dann nämlich könnt ihr frei entscheiden, welche Deckung ihr nutzen wollt.
Um die Eintönigkeit des Ablaufs etwas aufzulockern, hat Ubisoft gleich zwei heiße Features eingepflanzt. An manchen Deckungen gibt's kleine Power-ups, die entweder eure Gesundheit auffüllen oder euch die Möglichkeit geben, eine Art Bullet-Time zu aktivieren. Darüber hinaus haben es sogar unterschiedliche Gegnertypen ins Spiel geschafft. Neben den Normalos feuert ein Feind mit einem Raketenwerfer aus nächster Nähe auf eure Deckung, die anscheinend aus äußerst robusten Sandsäcken und Massivholzkisten besteht. Der zweite verschanzt sich hinter einem Schild, der nach recht kurzem Beschuss zerbirst. Und wenn sie sich selbst nicht aus der Deckung trauen, schicken sie ein armes kleines Roboterfahrzeug los, das in eurer Nähe explodieren soll. Mit einigen gezielten Schüssen könnt ihr die fahrende Bombe aber "entschärfen".
Zweisam ist besser als einsam
Da das Team aus zwei Charakteren besteht, drängt sich eine kooperative Mehrspielerfunktion geradezu auf. Und die bekommt ihr tatsächlich. In der Kampagne darf ein Freund zu jeder Zeit in die Haut des zweiten Ghosts schlüpfen und sich als nützlich erweisen. Schließlich könnt ihr euren verletzten Kompagnon zwischendurch immer wieder verarzten - eine Fähigkeit, die die KI aus unerklärlichen Gründen nicht beherrscht. Dadurch werden vor allem die Missionen leichter, auch weil sich an Gegneranzahl oder -stärke nichts spürbar ändert.
Zudem dürft ihr im Kooperativmodus auf anderen Karten als in der Kampagne mit einem Freund oder dem Computer um die Häuser ziehen. Vorher sucht ihr euch einen von 14 möglichen Charakteren aus, die unter anderem auch aus verwandten Serien wie Tom Clancy's Splinter Cell oder Tom Clancy's H.A.W.X. stammen. Am Ende jeder Runde könnt ihr eure Höchstpunktzahl, die sich aus Kills und Kopfschüssen zusammensetzt, in eine Online-Bestenliste hochladen. Beim "Wettkampf" dürfen zudem Ghosts gegeneinander antreten.
Hallo, Jahr 2000!
Was spielerisch niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken kann, ist auch technisch eine herbe Enttäuschung. Die Grafik ist auf niedrigem PlayStation-2-Niveau hängen geblieben, was Texturschärfe, Animationen der Gegner und die Explosionen betrifft. Selbst die kleine Wii ist trotz Hardware-Schwächen zu Besserem in der Lage. Selbiges trifft auch auf die Sound-Kulisse zu, die zwar musikalisch solide ist, aber wegen der sich ständig wiederholenden Sound-Samples, wie "Lade nach!", und der miesen Synchronsprecher nach kurzer Zeit tierisch nervt.
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